Klappentext:
Daniel Hunter arbeitet als Anwalt in London und ist auf die
Verteidigung von Jugendlichen spezialisiert. Als er den Fall des elfjährigen
Sebastian übernimmt, der des Mordes an dem achtjährigen Ben angeklagt ist,
ändert sich sein Leben. Je mehr Daniel in die schmutzigen Tiefen von Sebastians
problematischem Familienleben eintaucht, desto mehr erinnert er sich an seine
eigene Kindheit, die er in verschiedenen Pflegefamilien verbracht hat, und an
seine Adoptivmutter Minnie. Ihre Liebe hat ihn damals gerettet, bis auch sie
ihn bitter enttäuschte. Aber was hat Minnie getan, dass Daniel sie vor fünfzehn
Jahren aus seinem Leben verbannte? Und ist er als Anwalt überhaupt noch
objektiv genug für diesen schwierigen Fall?
Inhalt:
Der 11-jährige Sebastian Croll ist angeklagt, den 8-jährigen
Ben Stokes mit einem Backstein ins Gesicht geschlagen und somit getötet zu
haben. Auf seinen Anwalt, Daniel Hunter, wirkt der Junge verstört und
verängstigt, aber auch sehr seltsam – er hat eine morbide Faszination für Blut,
Mord und Tod. Daniel weiß nicht, was er von dem Jungen halten soll, doch er
bleibt unparteiisch. Allerdings fühlt er sich zu ihm hingezogen, denn er
erinnert ihn an sich selbst als kleinen Jungen, an seine ganzen familiären
Probleme, und auch Sebastians Mutter Charlotte erinnert ihn an seine magere,
drogenabhängige Mutter. Daniel wurde früh von seiner Mutter getrennt und von
Minnie adoptiert. Während Sebastians Gerichtsverhandlung erinnert er sich
wieder an seine Zeit mit Minnie und daran, wie sie die schöne Zeit zerstört hat
und Daniel ihr bis heute nicht vergeben konnte.
Meine Meinung:
Phuh, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht
damit: Ich habe noch nie ein Buch gelesen, das so gut geschrieben wurde wie
dieses hier.
Ja wirklich, ich bin absolut beeindruckt – vom ersten Satz
an war ich gebannt, und ich konnte kaum aufhören zu lesen um schlafen zu gehen.
Ich lese zwar viel, kann aber an einem Buch nie wirklich lange an einem Stück
bleiben ohne eine Pause zu machen. Hier allerdings war ich wirklich überrascht,
dass ich das Buch in zwei Tagen fertig gelesen hatte und das fast an einem
Stück. Die Autorin ist wirklich ein Naturtalent. Was die Schreibweise
vermutlich so faszinierend macht, ist, dass es so realistisch ist. Die Autorin
schafft es irgendwie, die Dialoge ungezwungen zu schreiben… einfach so, wie
eine Unterhaltung zwischen zwei Menschen wirklich
ist, und vor allem die Dialoge zwischen Daniel und Sebastian. Lisa Ballantyne
schafft es, uns das selbe denken zu lassen wie Daniel es denkt, nämlich dass
wir Sebastian süß finden, wie kleine Kinder eben die Älteren faszinieren, aber
gleichzeitig sickert da etwas durch, das auf gewisse Weise… böse ist, aber das wir nicht wahrhaben
wollen, weil es schließlich von einem unschuldig scheinenden 11-jährigen Jungen
ausgeht. Auch finde ich, dass der Schreibstil mehr nach einem Mann aussieht –
was mich doppelt begeistert, da es eben von einer Frau ist.
Als ich das Cover das erste Mal gesehen habe, dachte ich:
Vermutlich irgendein psychologisch wertvolles Buch über Kinder, die
vergewaltigt worden sind und an einem lebenslangen Trauma leiden. Das mag
irgendwie krank klingen, aber damit meine ich nur Bücher wie „Das Ende der
Unschuld“, oder bekannter: „In meinem Himmel“. Da ich aber den Inhalt gelesen
habe, war ich schon fasziniert: Ein Kind, das angeklagt wird, ein anderes Kind
getötet zu haben? Da habe ich mich gefragt: Kann das möglich sein? Hat Sebastian
Ben wirklich getötet? Wäre ein 11-jähriger Junge überhaupt zu so etwas im
Stande? Ja, schon der Inhalt auf Blogg dein Buch hat mich gefangen genommen und
ich konnte einfach nicht anders, als mich für dieses Buch zu bewerben – das
Thema ist somit klasse gewählt, ein Thema, das vermutlich sehr viele Leute
anspricht und neugierig macht.
Parallel zu der Verhandlung schreibt Lisa Ballantyne auch
noch die Geschichte von Daniels Vergangenheit, die schließlich auch etwas mit
all dem zu tun hat. Seine Vergangenheit beeinflusst Daniels Meinung zu
Sebastian. Jedenfalls, ich finde die Idee großartig, dass immer ein Kapitel in
der Gegenwart kommt, dann schweifen Daniels Gedanken am Ende des Kapitels zu
seiner Vergangenheit ab und dann kommt das nächste Kapitel, ein weiterer Part
seiner Erzählung.
Weiterhin ist es beeindruckend, wie gut alles recherchiert
ist, beziehungsweise wie viele gute Quellen die Autorin haben musste. Es wurden
komplizierte Abläufe aus den Bereichen Polizei, Gericht, Gerichtsmedizin,
Pathologie und vielen anderen beschrieben, die man eigentlich nicht in der
Schule oder Uni lernt, oder zumindest nicht alle Themen auf einmal.
Auch ist mir aufgefallen, dass dieses Buch anders ist. Damit meine ich, dass es
kein Roman ist, kein Thriller, kein Krimi… am Meisten hat es jedoch etwas von
einem Krimi an sich, jedoch völlig anders. Denn hier gibt es keine Reihen von
Verdächtigen, unter denen man den Täter finden muss, sondern es wurde von
vornherein nur ein Täter in Betracht gezogen und es gab keinerlei Anstrengungen,
einen weiteren zu finden. Auch wird hier nicht zu beweisen versucht, dass er es
getan hat, wie es nun mal immer so
ist, sondern es wird versucht zu beweisen, dass er es nicht getan hat. Als das Urteil gesprochen wurde, war ich völlig
geschockt, denn man konnte nicht im Geringsten vorausahnen, wie es ausfallen
würde. Anklage und Verteidigung waren so fantastisch gegeneinander
aufgewiegelt, wie ich es noch nie gesehen habe. Ein weiteres Mal war ich völlig
geschockt, als Sebastian Daniel nach dem Prozess etwas gesagt hat. Was das war
und wie das Urteil ausgefallen ist, sage ich natürlich nicht, denn man sollte
das Buch lesen – was auch mein Fazit dieser außergewöhnlich langen Rezension
ist: nämlich dass ihr es euch unbedingt kaufen solltet, oder ausleihen, oder
was-auch-immer, aber Hauptsache ihr lest es. Wie schon am Anfang gesagt: Ich
habe noch nie ein Buch gelesen, das so gut geschrieben wurde wie dieses hier.
The Guilty One
Buch-Nr.: 126185
Verlag: Der Club Bertelsmann
Seiten: 472
Preis: 9,99€
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