Sonntag, 31. Mai 2015

[Rezension] Michael Schofield: Ich will doch bloß sterben, Papa – Leben mit einer schizophrenen Tochter




January First. A Child's Descent into Madness and Her Father's Struggle to Save Her.
ISBN: 978-3-466-30994-8
Verlag: Kösel
Seiten: 328
Preis: 9,99€
Leseprobe?






Klappentext:
Seit Jahren versuche ich nachzuvollziehen, wie es möglich sein kann, dass es zu Beginn des 21. Jahrhunders immer noch Menschen, ja selbst Ärzte gibt, die einfach nicht akzeptieren wollen, dass Schizophrenie auch im Kindesalter auftreten kann. Es bestürzt mich, wie viele Menschen mir schreiben, Jani sei von Dämonen besessen und müsse exorziert werden. Letztlich läuft es auf ein und dasselbe hinaus: Verleugnung.

Doch als Jani mir erklärte, sterben zu wollen, ging mir endlich auf, wo diese Verleugnung ihre Wurzeln hat. Man hält an den Missbrauchsvorwürfen oder der Dämonenthese fest, weil das Halt bietet. Die Vorstellung einer realen und ganz und gar unerklärlichen Krankheit ist zu beängstigend. Wenn Jani an Schizophrenie erkranken kann, dann kann es jeden von uns treffen. Und für viele ist die Vorstellung einfach nicht zu ertragen, dass dazu nicht mehr nötig ist als ein kleiner Kurzschluss im Hirn.

""Ich nehme eine Schere und schneide mir die Beine ab!", verkündet Janni.Uns bleibt die Sprache weg, wir sind schockiert.
"Warum das denn?", fragt die Schwester."Weil ich dann nicht mehr nach Mama und Bodhi treten kann."" 


Meine Meinung:
Ein so schlichtes Cover allein hätte niemals meine Aufmerksamkeit erregt. Aber schon der Titel ist schockierend und zwang mich geradezu, mir den Inhalt des Buches durchzulesen. Was soll ich sagen – so schrecklich es klang, es faszinierte mich und machte mich neugierig. Und das zu recht, wie ich herausfinden sollte: Mit dem Wissen, dass es keine fiktionale Geschichte war, hat mich dieses Buch gepackt wie selten ein anderes. Ich war entsetzt, ich war geschockt, und ich habe mit Janni und ihrem Vater mitgefühlt.

Schizophrenie kennen wir alle aus diversen Horrorfilmen wie "Das geheime Fenster" oder "The Shining" (Stephen King scheint ein Faible für diese Geisteskrankheit zu haben), aber in dieser Form wie hier haben wir sie noch nie erlebt: Ein vierjähriges Mädchen, das in einer Fantasiewelt fast mehr lebt als in der Realität, und man kann sie nicht daran hindern und man kann sie auch nicht verstehen. Ärzte und Eltern sind machtlos, weil man diese Krankheit nicht bekämpfen kann. Ein Mädchen, das von ihren imaginären Freunden aufgefordert wird, ihren kleinen Bruder zu schlagen, da sie ihr sonst Schmerzen zufügen. Das kleine Mädchen, das nicht unterscheiden kann zwischen Realität und Fiktion, weil es für sie ein und dasselbe ist. Das Mädchen, das manchmal klare Momente hat in denen es erkennt was es tut und weiß dass es falsch ist, in denen es aber immer noch keine Macht über seinen Körper und seinen Geist hat, um es zu verhindern.

Dem Buch haftet etwas Verzweifeltes an und etwas, das niemand von uns jemals erfassen kann. Einen an Schizophrenie erkrankten Menschen zu verstehen scheint genau so unmöglich, wie sich das Ende des Universums vorzustellen oder das Reich Gottes.

Ganz abgesehen vom Inhalt des Buches ist Michael Schofield ein ganz fantastischer Autor, bei dem ich irgendwie das Gefühl habe, ihm Respekt zollen zu müssen, für das, war er durchleben muss. Beim Lesen dieses Buches bekommen wir einen Eindruck davon, aber ich denke, keiner von uns kann ihn jemals ganz verstehen. Darum will ich auch gar nicht so tun als kenne ich mich mit irgendetwas zu dem Thema aus und sage nur, was ich beim Lesen empfunden habe; und auch wenn ich irgendwie das Gefühl habe, Tratsch zu verbreiten, kann ich nur sagen: Kauft euch dieses Buch.



Vielen Dank an den Kösel-Verlag für dieses Rezensionsexemplar!  

1 Kommentar:

  1. Huhu,
    ich habe das Buch auch gelesen und fand es unglaublich interessant. So allein, hätte ich nie gedacht, dass auch Kinder davon betroffen sein können. Ein sehr außergewöhnliches Buch!
    LG Sky

    meinekreativewelt13.blogspot.com

    AntwortenLöschen

Kommentare sind Herzlich Willkommen!